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kath.net dokumentiert das Glaubensmanifest von Kardinal Müller im Wortlaut. Möglichkeit der Unterstützung der Anliegen des Kardinals
https://lifepetitions.com/petition/sign-cardinal-mullers-manifesto-of-faith
Rom (kath.net)
Angesichts sich ausbreitender Verwirrung in der Lehre des Glaubens, haben viele Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien der katholischen Kirche mich um ein öffentliches Zeugnis für die Wahrheit der Offenbarung gebeten. Es ist die ureigene Aufgabe der Hirten, die ihnen Anvertrauten auf den Weg des Heils zu führen. Dies kann nur gelingen, wenn dieser Weg bekannt ist und sie ihn selber vorangehen. Dabei gilt das Wort des Apostels: „Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe“ (1 Kor 15,3). Heute sind vielen Christen selbst die grundlegenden Lehren des Glaubens nicht mehr bekannt, so dass die Gefahr wächst, den Weg zum Ewigen Leben zu verfehlen.
Es bleibt aber die ureigene Aufgabe der Kirche, die Menschen zu Jesus Christus, dem Licht der Völker, zu führen (vgl. LG 1). In dieser Lage stellt sich die Frage nach Orientierung. Nach Johannes Paul II. stellt der Katechismus der Katholischen Kirche eine „sichere Norm für die Lehre des Glaubens“ (Fidei Depositum IV) dar. Er wurde mit dem Ziel verfasst, die Brüder und Schwestern im Glauben zu stärken, deren Glaube durch die „Diktatur des Relativismus“ massiv in Frage gestellt wird.
1. Der eine und dreifaltige Gott, offenbart in Jesus Christus
Der Inbegriff des Glaubens aller Christen findet sich im Bekenntnis zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Wir sind durch die Taufe auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes Jünger Jesu, Kinder und Freunde Gottes geworden. Die Verschiedenheit der drei Personen in der göttlichen Einheit (254) markiert im Hinblick auf andere Religionen einen fundamentalen Unterschied im Gottesglauben und im Menschenbild. Am Bekenntnis zu Jesus dem Christus scheiden sich die Geister. Er ist wahrer Gott und wahrer Mensch, empfangen vom Heiligen Geist und geboren aus der Jungfrau Maria. Das Fleisch gewordene Wort, der Sohn Gottes, ist der einzige Erlöser der Welt (679) und der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen (846). Daher bezeichnet der erste Johannesbrief denjenigen als Antichrist, der seine Gottheit leugnet (1 Joh 2,22), da Jesus Christus, der Sohn Gottes von Ewigkeit her eines Wesens ist mit Gott, Seinem Vater (663). Mit klarer Entschiedenheit ist dem Rückfall in alte Häresien entgegenzutreten, die in Jesus Christus nur einen guten Menschen, Bruder und Freund, einen Propheten und Moralisten sahen. Er ist zu allererst das Wort, das bei Gott war und Gott ist, der Sohn des Vaters, der unsere menschliche Natur angenommen hat, um uns zu erlösen und der kommen wird zu richten die Lebenden und die Toten. Ihn allein beten wir in der Einheit mit dem Vater und dem Heiligen Geist als den einzigen und wahren Gott an (691).
2. Die Kirche
Jesus Christus hat die Kirche als sichtbares Zeichen und Werkzeug des
Heils gegründet, die in der katholischen Kirche verwirklicht ist (816).
Er gab seiner Kirche, die „aus der Seite des am Kreuz entschlafenen
Christus“ hervorgegangen ist (766), eine sakramentale Verfassung, die
bis zur Vollendung bleibt (765). Christus, das Haupt, und die Gläubigen
als Glieder des Leibes sind eine mystische Person (795), weshalb die
Kirche heilig ist, denn der einzige Mittler hat ihr sichtbares Gefüge
verfasst und erhält sie unablässig (771). Durch sie wird das
Erlösungswerk Christi in Zeit und Raum gegenwärtig in der Feier der
heiligen Sakramente, vor allem im eucharistischen Opfer, der heiligen
Messe (1330). Die Kirche vermittelt mit der Autorität Christi die
göttliche Offenbarung, die sich auf alle Elemente der Lehre erstreckt,
„einschließlich der Sittenlehre, ohne welche die Heilswahrheiten des
Glaubens nicht bewahrt, dargelegt und beobachtet werden können“ (2035).
3. Sakramentale Ordnung
Die Kirche ist in Jesus Christus das allumfassende Sakrament des Heils
(776). Sie reflektiert nicht sich selbst, sondern das Licht Christi, das
auf ihrem Antlitz widerscheint. Dies geschieht nur dann, wenn weder
eine Mehrheit, noch der Zeitgeist, sondern die in Jesus Christus
geoffenbarte Wahrheit zum Bezugspunkt wird, denn Christus hat der
katholischen Kirche die Gnaden- und Wahrheitsfülle anvertraut (819): Er
selbst ist in den Sakramenten der Kirche gegenwärtig.
Die Kirche ist kein von Menschen gegründeter Verein, über dessen
Struktur seine Mitglieder nach Belieben abstimmen. Sie ist göttlichen
Ursprungs. „Christus selbst ist der Urheber des Amtes in der Kirche. Er
hat es eingesetzt, ihm Vollmacht und Sendung, Ausrichtung und
Zielsetzung gegeben“ (874). Die Mahnung des Apostels gilt bis heute,
dass verflucht sei, wer ein anderes Evangelium verkündet, „auch wenn wir
selbst es wären oder ein Engel vom Himmel“ (Gal 1,8). Die Vermittlung
des Glaubens ist unlösbar mit der menschlichen Glaubwürdigkeit seiner
Boten verbunden, die in einigen Fällen die ihnen Anvertrauten im Stich
gelassen, sie verunsichert und ihren Glauben schwer geschädigt haben.
Hier trifft das Wort der Schrift diejenigen, die der Wahrheit kein Gehör
schenken und sich nach eigenen Wünschen richten, die den Ohren
schmeicheln, weil sie die gesunde Lehre nicht ertragen (vgl. 2 Tim
4,3-4).
Aufgabe des Lehramtes der Kirche ist es, das „Volk vor Verirrungen und
Glaubensschwäche zu schützen“, um „den ursprünglichen Glauben
irrtumsfrei zu bekennen“ (890). Dies gilt besonders im Hinblick auf alle
sieben Sakramente. Die hl. Eucharistie ist „Quelle und Höhepunkt des
ganzen christlichen Lebens“ (1324). Das eucharistische Opfer, in dem uns
Christus in sein Kreuzesopfer einbezieht, zielt auf die innigste
Vereinigung mit Christus (1382). Daher mahnt die Heilige Schrift im
Hinblick auf den Empfang der hl. Kommunion: „Wer also unwürdig von dem
Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am
Leib und am Blut des Herrn“ (1 Kor 11,27). „Wer sich einer schweren
Sünde bewusst ist, muss das Sakrament der Buße empfangen, bevor er die
Kommunion empfängt“ (1385). Von der inneren Logik des Sakramentes
versteht sich, dass standesamtlich wiederverheiratet Geschiedene, deren
sakramentale Ehe vor Gott besteht, nicht voll mit dem katholischen
Glauben und der Kirche verbundene Christen, wie alle, die nicht
entsprechend disponiert sind, die heilige Eucharistie nicht fruchtbar
empfangen (1457), weil sie ihnen nicht zum Heil gereicht. Darauf
hinzuweisen entspricht den geistigen Werken der Barmherzigkeit.
Das Bekenntnis der Sünden in der heiligen Beichte wenigstens einmal im
Jahr gehört zu den Kirchengeboten (2042). Wenn die Gläubigen ihre Sünden
nicht mehr bekennen und die Lossprechung von ihren Sünden erfahren,
dann läuft die Erlösung ins Leere, schließlich ist Jesus Christus Mensch
geworden, um uns von unseren Sünden zu erlösen. Auch für die schweren
und lässlichen Sünden, die wir nach der Taufe begehen, gilt die
Vollmacht der Vergebung, die der auferstandene Herr den Aposteln und
ihren Nachfolger im Bischofs- und Priesteramt übertragen hat. Die
aktuelle Beichtpraxis lässt deutlich werden, dass das Gewissen der
Gläubigen nicht ausreichend geformt ist. Gottes Barmherzigkeit ist uns
geschenkt, dass wir seine Gebote erfüllen, um dadurch eins zu werden mit
seinem heiligen Willen und nicht, damit wir der Forderung zur Umkehr
ausweichen (1458).
„Der Priester setzt auf Erden das Erlösungswerk fort“ (1589). Die
Priesterweihe „verleiht ihm eine heilige Vollmacht“ (1592), die
unersetzbar ist, denn durch sie wird Jesus Christus in seinem
Heilshandeln sakramental gegenwärtig. Daher entscheiden sich Priester
freiwillig für den Zölibat als „Zeichen des neuen Lebens“ (1579). Es
geht um die Selbsthingabe im Dienst Christi und Seines kommenden
Reiches. Im Hinblick auf den Empfang der Weihe in den drei Stufen dieses
Amtes weiß sich die Kirche „durch [die] Wahl, die der Herr selbst
getroffen hat, gebunden. Darum ist es nicht möglich, Frauen zu weihen“
(1577). Hier eine Diskriminierung der Frau zu unterstellen, zeigt nur
das Unverständnis für dieses Sakrament, bei dem es nicht um irdische
Macht geht, sondern um die Repräsentation Christi, des Bräutigams der
Kirche.
4. Das sittliche Gesetz
Glaube und Leben gehören untrennbar zusammen, denn Glaube ohne Werke,
die im Herrn getan werden, ist tot (1815). Das sittliche Gesetz ist Werk
der göttlichen Weisheit und führt den Menschen zur verheißenen
Seligkeit (1950). Demzufolge ist die Kenntnis des göttlichen und
natürlichen Sittengesetzes notwendig, „um das Gute zu tun und sein Ziel
zu erreichen“ (1955). Seine Beachtung ist für alle Menschen guten
Willens heilsnotwendig. Denn wer in Todsünde stirbt, ohne bereut zu
haben, wird für immer von Gott getrennt sein (1033). Dies führt zu
praktischen Konsequenzen im Leben der Christen, von denen viele heute
verdunkelt sind (vgl. 2270-2283; 2350-2381). Das sittliche Gesetz ist
nicht eine Last, sondern Teil jener befreienden Wahrheit (vgl. Joh
8,32), durch die der Christ den Weg des Heils geht und die nicht
relativiert werden darf.
5. Das Ewige Leben
Viele fragen sich heute, wofür die Kirche eigentlich noch da ist, wenn
sich auch Bischöfe lieber in der Rolle als Politiker gefallen, denn als
Lehrer des Glaubens das Evangelium verkünden. Der Blick darf nicht durch
Nebensächlichkeiten verwässert, sondern das Proprium der Kirche muss
thematisiert werden. Jeder Mensch hat eine unsterbliche Seele, die im
Tod vom Leib getrennt wird, indem er auf die Auferstehung der Toten
hofft (366). Der Tod lässt die Entscheidung des Menschen für oder gegen
Gott definitiv werden. Jeder muss sich unmittelbar nach dem Tod dem
besonderen Gericht stellen (1021). Entweder ist noch eine Läuterung
notwendig oder der Mensch gelangt unmittelbar in die himmlische
Seligkeit und darf Gott von Angesicht zu Angesicht schauen. Es gibt auch
die schreckliche Möglichkeit, dass ein Mensch bis zuletzt im
Widerspruch zu Gott verharrt und indem er sich Seiner Liebe definitiv
verweigert, „sich selbst sogleich und für immer verdammt“ (1022). „Gott
hat uns erschaffen ohne uns, er wollte uns aber nicht retten ohne uns“
(1847). Die Ewigkeit der Höllenstrafe ist eine furchtbare Wirklichkeit,
die – nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift – sich alle zuziehen die „im
Stand der Todsünde sterben“ (1035). Der Christ geht durch das enge Tor,
denn „weit ist das Tor und breit der Weg, der ins Verderben führt, und
es sind viele, die auf ihm gehen“ (Mt 7,13).
Diese und andere Glaubenswahrheiten zu verschweigen und die Menschen
entsprechend zu lehren ist der schlimmste Betrug, vor dem der
Katechismus mit Nachdruck warnt. Er stellt die letzte Prüfung der Kirche
dar und führt den Menschen zu einem religiösen Lügenwahn, um „den Preis
ihres Abfalls von der Wahrheit“ (675); es ist der Betrug des
Antichrists. „Er wird jene, die verloren gehen, mit allen Mitteln der
Ungerechtigkeit täuschen; denn sie haben sich der Liebe zur Wahrheit
verschlossen, durch die sie gerettet werden sollten“ (2 Thess 2,10).
Aufruf
Als Arbeiter im Weinberg des Herrn haben wir alle die Verantwortung,
diese grundlegenden Wahrheiten in Erinnerung zu rufen, indem wir an dem
festhalten, was wir selber empfangen haben. Wir wollen Mut machen, den
Weg Jesu Christi mit Entschiedenheit zu gehen, um durch die Befolgung
Seiner Gebote das ewige Leben zu erlangen (2075).
Bitten wir den Herrn, Er möge uns erkennen lassen, wie groß das Geschenk
des katholischen Glaubens ist, durch den sich die Tür zum Ewigen Leben
öffnet. „Denn wer sich vor dieser treulosen und sündigen Generation
meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich auch der Menschensohn
schämen, wenn er mit den heiligen Engeln in der Hoheit seines Vaters
kommt“ (Mk 8,38). Daher setzen wir uns ein für die Stärkung des
Glaubens, indem wir die Wahrheit bekennen, die Jesus Christus selber
ist.
Gerade wir Bischöfe und Priester sind angesprochen, wenn Paulus, der
Apostel Jesu Christi, seinem Mitstreiter und Nachfolger Timotheus diese
Mahnung mit auf den Weg gibt: „Ich beschwöre dich bei Gott und bei Jesus
Christus, dem kommenden Richter der Lebenden und Toten, bei seinem
Erscheinen und seinem Reich: Verkünde das Wort, tritt auf, ob gelegen
oder ungelegen, überführe, weise zurecht, ermahne in aller Geduld und
Belehrung. Denn es wird eine Zeit kommen, in der man die gesunde Lehre
nicht erträgt, sondern sich nach eigenen Begierden Lehrer sucht, um sich
die Ohren zu kitzeln; und man wird von der Wahrheit das Ohr abwenden,
sich dagegen Fabeleien zuwenden. Du aber sei in allem nüchtern, ertrage
das Leiden, verrichte dein Werk als Verkünder des Evangeliums, erfülle
deinen Dienst!“ (2 Tim 4,1-5).
Möge Maria, die Mutter Gottes, uns die Gnade erflehen, am Bekenntnis zur Wahrheit Jesu Christi ohne Wanken festzuhalten.
Im Glauben und Gebet verbunden
Gerhard Cardinal Müller
Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre von 2012-2017